„Auf Siedlung" geht man sportlich auf die 100 zu
E-Junioren des SV „Grün-Weiß" Annahütte nahmen 30 Sporttaschen in Empfang
„Wir haben einfach auf eine E-Mail, die eine Vereinsaktion zum 30-jährigen Jubiläum von SpreeGas anbot, geantwortet", lächelt Jens Kazmierowski, der sich im Sportverein (SV) „Grün-Weiß" Annahütte um den Spielbetrieb und die Öffentlichkeitsarbeit kümmert. Die Antwort wurde erhört und so stand Anfang November (6. 11.) Devid Raab, Gebietsleiter Vertrieb bei SpreeGas, mit 30 Sporttaschen auf dem Sportplatz in der Karl-Marx-Siedlung in Annahütte.
Große Freude löste der Besuch bei den Empfängern, den Mädchen und Jungen der E-Junioren aus, die an diesem Tag ihr Punktspiel gegen den SV Großräschen absolvierten. „Für uns ist es wichtig, dass wir auch die kleinen Vereine in die Öffentlichkeit rücken, die nicht im großen Fokus des Sponsorings stehen", weiß Devid Raab.
Dass die Unterstützung durch Firmen, aber auch durch die ehrenamtliche Arbeit der Mitglieder für kleine Vereine überlebenswichtig ist, steht für René Penz, Sportlicher Leiter des Vereins, außer Frage: „Unternehmer aus Annahütte helfen uns mit Technik und kleinen Zuwendungen, aber auch die Arbeiten des Platzwarts oder das Waschen der Trikots wären ohne unsere fleißigen Ehrenamtler nicht machbar", zeigt er sich dankbar. Dies alles trägt dazu bei, eine doch recht ansehnliche sportliche Historie in dem ehemaligen Lausitzer Glasmacherort zu erhalten.
Lange Tradition
Sportlich gesehen muss man sogar 130 Jahre in die Vergangenheit schauen, um die Wurzeln des heutigen Vereins „Grün-Weiß" zu finden. Die Vereinschronisten des Ortes vermuten die Gründung des Urvereins, den TV Annahütte, im Jahr 1888. Wie damals üblich, war es die Arbeiterturnbewegung, die zur Vereinsgründung führte. Turnen und Athletik waren bis 1913 die dominierenden Sportarten, bis sich im gleichen Jahr der Fußball in Annahütte etablierte. Unter verschiedenen Vereinsnamen ist der Fußball bis heute durchgängig erhalten geblieben. Nummer zwei bei den ältesten Sportarten - man glaubt es nicht - doch bereits 1919 wurde in Annahütte vereinsmäßig Schach gespielt, was auch aktuell wieder getan wird. Zum heutigen Sportgelände „Auf Siedlung" zog man dann bergbaubedingt im Jahr 1924 um: „Im Hintergrund bereiten wir schon unser 100-jähriges Jubiläum der Sportstätte vor", lässt René Penz durchblicken.
Weltmeisterwurzeln
Obwohl Fußball die längste sportliche Tradition im Verein hat, ist er bei Weitem nicht die erfolgreichste Sportart, die in der ehemaligen Glasmacherstadt betrieben wurde: „Wir haben sogar einen Weltmeister hervorgebracht", lächelt Jens Kazmierowski verschmitzt. Im Jahr 1955 wurde die Sektion Radsport gegründet, aus der kein Geringerer als der Weltmeister und Silbermedaillengewinner bei den Olympischen Spielen, Hans-Joachim Hartnick, hervorging. Mit der damaligen Mannschaft der Altersklasse Schüler A der BSG Chemie Annahütte wurde er DDR-Jugendmeister im Mannschaftsfahren. Leider löste sich die Sektion Radsport im Jahr 1969 auf.
Solide Arbeit
Mit der politischen Wende wurde aus der BSG Chemie der SV „Grün-Weiß". Arg gebeutelt durch den Niedergang der Glasindustrie schwanden erst einmal die Mitgliederzahlen. Aber der Kopf wurde nicht in den berühmten Glassand gesteckt und schon 1995 begann man in Annahütte mit der wichtigen Arbeit im Nachwuchsbereich. Gemeinsam mit Askania Schipkau und dem Meuroer SV wird eine Jugendspielgemeinschaft betrieben, in der circa 40 Kinder und Jugendliche aktiv sind. Aktuell sind knapp 130 Mitglieder im Verein engagiert. Mit zwei Männermannschaften und vier Juniorenmannschaften wird um Punkte und Tore in verschiedenen Ligen gekämpft. Die erste Männermannschaft spielt in der Kreisoberliga, was nicht selbstverständlich ist, weiß René Penz: „Bei uns herrscht ein gutes Vereinsverhältnis, was auch viele Spieler aus den umliegenden Gemeinden zu uns bringt."
Viele Aktivitäten
Natürlich schaut man beim Vereinsleben des SV „Grün-Weiß" Annahütte auch über den Spielfeldrand hinaus. So gibt es immer einen selbstgestalteten Wagen bei den traditionellen Karnevalsumzügen in der Hochburg Annahütte und in der Windparkschenke wird zum Jahresanfang ein Neujahrsempfang für Mitglieder und Sponsoren durchgeführt. Damit die 100 Jahre Fußball „Auf Siedlung" würdig begangen werden können, wird eine neue Bewässerungsanlage installiert und eine moderne Anzeigentafel, die hoffentlich viele Siege der Heimmannschaft anzeigen kann, ist in Planung. Ebenfalls ist für 2023 die Sanierung des Vereinsheims geplant: „Es gibt nur zwei Umkleidekabinen und zwei Kabinen, die über den Hof in einem Container untergebracht sind, das sind keine guten Zustände", stellt René Penz klar.
Ein kleiner, feiner Verein, wo sich ein Engagement sicherlich lohnt. Auf alle Fälle sollte man einmal „Auf Siedlung" vorbeischauen und dann sieht man bestimmt auch die Mädchen und Jungen der E-Junioren, die ihre SpreeGas-Taschen tragen und mit Spaß das runde Leder auf dem mit Herzblut gepflegten Rasen kicken.