Die Heimatfreunde aus Döbern

Wie ein Verein es schafft, die Geschichte der Stadt am Leben zu erhalten

Fotos: Döberner Heimatfreunde e.V.

Einen besonders engagierten Verein gibt es im Landkreis Spree-Neiße. In der ehemaligen Glasmacherstadt widmen sich die Mitglieder des Döberner Heimatfreunde e.V. mit viel Hingabe und kreativer Energie der Geschichte ihrer Stadt. Und das seit nunmehr 30 Jahren. Wobei der Verein seinen Gründungstag streng genommen nur alle vier Jahre feiern kann. Denn ins Leben gerufen wurden die Döberner Heimatfreunde am 29. Februar 1992 in der Gaststätte Glasmacherstübl‘. Als erster Vorsitzender wurde der ehemalige Geschichtslehrer Rudolf Richter gewählt.

Seit 1993 ist die heutige Vorstandsvorsitzende Heike Balzer mit dabei. Sie forschte zuvor beruflich in Archiven nach Dokumenten zu umliegenden Gemeinden und stieß dabei auch auf Dokumente über ihren Heimatort Eichwege, der bis 1937 Dubraucke genannt wurde und heute ein Gemeindeteil von Döbern ist. Seitdem ist sie Feuer und Flamme für historische Überbleibsel aller Art, die das Leben von früher dokumentieren.

Heike Balzers neuste Errungenschaft für den Verein ist ein Glaspokal aus dem Jahr 1929, den der Sieger eines 5000m-Laufes während eines Sportfestes in Döbern erhalten hatte. „Jetzt beginnt meine Suche nach der dazu passenden Geschichte. Um welches Sportfest handelt es sich? Wer hat den Pokal erhalten? Dazu durchforste ich Artikel des Forster Tageblattes im Kreisarchiv Forst“, erzählt die Vorstandsvorsitzende.

Blick in den Gewerberaum

Litfaßsäule, Nähmaschine und Backofen

Erhalten hat sie das Fundstück von einem Berliner, der aus Weißwasser stammte. Auf diese Weise wurden dem Verein Döberner Heimatfreunde schon alte Haushaltsgegenstände, alte Postkarten, Dokumente oder ein historischer Kinderwagen übergeben.

Ausgestellt werden diese im Heimatmuseum. Es befindet sich in einem der ältesten Gebäude der Stadt, welches 1813 erbaut wurde. Zunächst wurde hier die Schänke Krätsch untergebracht und 1877 die erste Döberner Schule, wo der Lehrer Paul Nasdal unterrichtete.1984 zog die Stadtbibliothek in das Gebäude. In einem kleinen Raum von 20 Quadratmeter wurden ab 1993 wechselnde Ausstellungen zur Geschichte gezeigt.

2013 wurden die Buchbestände in die Muskauer Straße umgelagert und die Ausstellungsflächen konnten erweitert werden. Es folgten umfangreiche Renovierungsarbeiten ab September 2013, bei denen viele Ehrenamtliche aller Handwerkssparten in über 800 Stunden mithalfen. Das Heimatmuseum wurde am 31. Mai 2014 neu eröffnet.

Blick auf das Museum mit Litfaßsäule

Heute präsentiert das Museum in der Ringstraße 53 auf einem etwa 100 Quadratmeter großen Rundgang die unterschiedlichsten Zeugnisse aus den letzten Jahrzehnten. Interessierte erfahren hier Spannendes über verschiedene Döberner Vereine, über den Handel und das Gewerbe sowie über die Schul- und Ortsgeschichte. In verschiedenen Nebengebäuden gibt es zudem eine Glasmacherwerkstatt und eine Sommerküche, ausgestattet mit historischen Waschgeräten zu bestaunen. Im Außenbereich kann man eine Bergmannstelle und eine Wechselausstellung zu Waagen und Gewichten besichtigen. Von Dezember bis Ende März befindet sich das Museum im „Winterschlaf“. Ab April ist das Heimatmuseum jeden Sonntag von 15 bis 17 Uhr geöffnet und darüber hinaus nach telefonischer Anmeldung unter 035600 30218 oder 31011.

Im Mai 2018 konnte der Verein eine Litfaßsäule im Außenbereich errichten, die an fünf ehemalige Standorte im Ort erinnert.

Nähen auf historischen Maschinen

Im Jahr darauf wurden historische Nähmaschinen gezeigt, die ein ortsansässiger Schneider aufwendig überprüfte. Besucher konnten damit Baumwollbeutel mit dem Vereinslogo selber nähen.
Auch für dieses Jahr hat der Verein eine tolle Idee geplant, weiß Heike Balzer zu berichten: „Wir haben auf dem Museumsgelände einen Backofen errichtet. In diesem Jahr ist die offizielle Eröffnung geplant.“

Auspacken der Glasvitrinen

Geschichtsabende, Heimatblätter und Arbeitseinsätze

Um das Heimatmuseum zu erhalten, weiterzuentwickeln und neue Ausstellungen zu präsentieren, braucht das Museum viele helfende Hände und Spenden. „Dafür schreibe ich jedes Jahr nette Briefe an regionale Unternehmen, in denen ich unsere neuen Projekte vorstelle oder für notwendige Anschaffungen werbe. Sehr gefreut habe ich mich zuletzt über eine Spende von SpreeGas für neue Glasvitrinen“, so die Vereinsvorsitzende.

Der Verein Döberner Heimatfreunde mit derzeit 72 Mitgliedern führt jährlich im März eine geschichtliche Vortragsreihe im Deutschen Haus durch. Bereits zwei Jahre musste diese Veranstaltung wegen Corona abgesagt werden. Seit 15 Jahren wird dazu eingeladen. Bis zu 300 Besucher aus Döbern und der näheren Umgebung freuen sich über die Geschichtsstunden, in der die eine oder andere Erinnerung wach wird. Vereinsmitglieder berichten zur Chronologie von Gebäuden, über ortsansässige Vereine oder alten Traditionen. Neben den geschichtlichen Daten werden dazu Fotos, Urkunden oder auch mal ein kleiner Film aus dem Fernseharchiv gezeigt.

Arbeitseinsatz auf dem Friedhof

Nachzulesen gibt’s das Ganze dann auch im jährlich erscheinenden Döberner Kultur und Heimatblatt, die erste Ausgabe erschien 2002. Erhältlich ist das 37-seitige Heft in ortsansässigen Geschäften. Hier finden die Leser einen Rückblick des vergangenen Jahres, Wetteraufzeichnungen, Jubiläen, geschichtliche Zusammenfassungen oder Episoden rund um Döbern und Eichwege.

Neben der zeitintensiven Erforschung der Heimatgeschichte führt der Verein auch Arbeitseinsätze durch, um die historischen Grabsteine des Döberner Friedhofes zu erhalten. Befreit von Grünspan und sonstigen Ablagerungen sind die Geburts- und Sterbedaten der Döberner Glashüttenbesitzer Hirsch, Ziegler oder die des Brauereibesitzers Gustav Krätsch wieder lesbar.

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